Fimo Blog

Schmerzen bei MS

Schmerzen in der Wirbelsäule

Photo by Joyce McCown on Unsplash


Schmerzen bei Multipler Sklerose sind kein seltenes Thema, denn sogar bis zu 85% der MS-Patient:innen berichten über regelmässige Schmerzen. Diese Schmerzen können zu körperlichem oder auch psychischem Stress führen. Als MS-Patient:in sollte der Stress jedoch gering gehalten werden, da zu viel Stress einen Schub auslösen kann. Daher ist es umso wichtiger für MS-Patient:innen die Schmerzen frühzeitig und adäquat zu behandeln.

 

Niemand muss Schmerzen ertragen

Heutzutage sind Schmerzmedikamente sehr gut erforscht und sicher. Daher muss kein:e Patient:in heute mit Schmerzen leben und diese aushalten müssen! Schmerzen sollten therapiert werden; egal welche Art von physischen Schmerz man verspürt. Wenn du oft auf dich allein gestellt bist und mal Hilfe von Freunden oder Verwandten angeboten bekommst, solltest du diese Hilfe auch annehmen. Ob mit oder ohne MS, jede:r sollte auch mal nach Hilfe fragen und angebotene Hilfe auch annehmen ohne zu Hinterfragen.

 

Funktion von Stress

Aber warum verspürt man Schmerzen überhaupt? Schmerzen entstehen bei einer Überbelastung oder einer Verletzung von Gewebe. Es ist also eine physiologische Warnfunktion des Körpers. Diese Warnfunktion soll dazu führen, dass man schmerzauslösende Ereignisse vermeidet oder sich diesen Schmerzreizen entzieht. Bedeutet: Legst du eine Hand auf eine heiße Herdplatte, verspürst du ein starkes brennen, welches dich dazu bringt, deine Hand intuitiv wieder wegzuziehen. Dies ist ein Beispiel, wie Schmerzen entstehen können.

 

Schmerzentstehung

Schmerzen können durch verschiedene Reize auf die Schmerzrezeptoren entstehen. Zum einen, wie in unserem Verbrennungsbeispiel, durch thermische Reize wie Hitze und Kälte. Zum anderen durch mechanische Reize wie Druck, Verletzungen, Quetschungen, Verbrennungen, etc. oder aber auch durch chemische Reize wie Entzündungen, Säuren oder Gifte. Neben den verschiedenen Schmerzentstehungen gibt es unterschiedliche Schmerzarten.

 

Unterschiedliche Schmerzarten bei MS

Grundsätzlich kann man Schmerz in physiologischen & Neuropathischen Schmerzen unterteilen. Der Physiologische Schmerz, der s. g. nozizeptive Schmerz, wird durch Reizungen der Nervenendigungen, wie zum Beispiel durch Hautverletzungen, Knochenbrüchen oder auch Hitze ausgelöst. Der s. g. neuropathische Schmerz entsteht dagegen durch Verletzungen oder Fehlfunktionen des Nervensystems. Dies können beispielsweise Trigeminusschmerzen, Phantomschmerzen oder auch Chemoschmerzen sein.

 

Man kann Schmerzen in mehrere Kategorien wie zum Beispiel Dauer (akut vs. chronisch), Schmerzqualität, Lokalisation (Kopfschmerz, Leistenschmerz etc.), Organsysteme (Muskel- und Skelettschmerz, Eingeweideschmerz etc.) einteilen.

 

Schmerzen können durch verschiedene Reize auf die Schmerzrezeptoren entstehen. Zum einen, wie in unserem Verbrennungsbeispiel, durch thermische Reize wie Hitze und Kälte. Zum anderen durch mechanische Reize wie Druck, Verletzungen, Quetschungen, Verbrennungen, etc. oder aber auch durch chemische Reize wie Entzündungen, Säuren oder Gifte. Neben den verschiedenen Schmerzentstehungen gibt es unterschiedliche Schmerzarten.

 

Schmerzen bei MS

Bei MS spielen vor allem die neuropathischen Schmerzen eine große Rolle, denn neuropathische Schmerzen sind die, die durch Schädigungen von Nervenbahnen im Gehirn oder Rückenmark entstehen. Bei Multipler Sklerose wird die Weiterleitung von Nervensignalen gestört und kann dadurch auch Schmerzen verursachen. Dabei unterscheidet man zwischen drei neuropathische Schmerzformen: Trigeminusneuralgie, Dysästhetische Schmerzen und das Lhermitte-Zeichen.

 

Trigeminusneuralgie

Der Trigeminusnerv ist der 5. von 12 großen Gehirnnerven und versorgt sensibel große Bereiche des Kopfes, welches für das Fühlen verantwortlich ist. Eine Schädigung dieses Nervs, führt zu neuropathischen Schmerzen. Sogar kleinste Berührungen des Gesichts wie zum Beispiel ein Luftzug, das Kauen von Essen, oder das Rasieren der Haut können zu heftigen, blitzartig einschießenden Schmerzattacken führen. Dabei ist häufig nur eine Gesichtshälte betroffen und Betroffene spüren diese Schmerzen am Ober- und Unterkiefer, Lippen oder den Wangen.

 

Dysästhetische Schmerzen

Dysästhetische Schmerzen fühlen sich brennend an und bleiben auf einem konstanten Schmerzniveau. Von dieser Schmerzform sind häufig die Beine und Füße betroffen und treten typischerweise nachts auf und können durch körperliche Betätigung verstärkt werden.

 

Lhermitte-Zeichen

Diese Schmerzform tritt auf, wenn der Kopf leicht oder stark nach vorne gebeugt wird. Dabei verspüren Betroffene elektrisierende Missempfindungen vom Nacken ausgehend bis in die Extremitäten. Diese Schmerzen entstehen durch die Dehnung der schmerzempfindlichen Hirnhäute durch die Beugung der Wirbelsäule.

 

Neben diesen Schmerzformen, kann auch die Entzündung des Sehnervs, neben der Einschränkung der Sehfähigkeit, Schmerzen auslösen. Wenn du mehr über typische Symptome bei Multipler Sklerose erfahren möchtest, dann lese unseren Artikel über die Erkrankung der Tausend Gesichter.

Neben den neuropathischen Schmerzen sind auch die nozizeptiven, also die physiologischen Schmerzen nicht zu vergessen. MS-Patient:innen sind hier insbesondere von Kopfschmerzen, muskulären Schmerzen (z. B. des Rückens, Nacken, Extremitäten) oder auch von Schmerzen die durch Spastiken und Krämpfe ausgelöst werden, betroffen.

 

Medikamente gegen Schmerzen bei

Multipler Sklerose

Damit Schmerzen keine chronischen Schmerzen werden, sollten Medikamente eingesetzt werden, um diese optimal zu therapieren. Dafür ist es sehr wichtig, dass man lernt die Schmerzsymptome dem:der Ärztin möglichst präzise zu beschreiben.

 

Wichtige Fragen zur Schmerzermittlung
Beschreibung von Schmerzen

Unterschiedliche Schmerzformen benötigen unterschiedliche Schmerzmedikamente. Die erste Wahl gegen Neuropathische Schmerzen sind Anti-Krampfmitteln, sogenannte Anti-Konvulsiva wie zum Beispiel Gabapentin oder Pregabalin. Nozizeptive Schmerzen werden nach dem WHO-Stufenschema behandelt. Dieses Stufenschema wurde von der Weltgesundheitsorganisation zur medikamentösen Schmerztherapie entwickelt. Dieses Schema besteht aus drei Stufen. Ein Patient wird in der Regel zuerst wie in Stufe 1 abgebildet behandelt. Stufe 1 besteht aus einer Nicht-Opioid Therapie. Wenn diese Schmerztherapie nicht erfolgreich ist, können ab der zweiten Stufe Opioide eingesetzt werden.

Nicht-Opioide sind beispielsweise Medikamente wie Ibuprofen, Paracetamol, oder Diclofenac. Tramadol oder Tilidin sind niedrig-potente Opioide, dagegen sind Morphin, Oxycodon oder Fentanyl hoch-potente, also sehr starke Opioide. Koanalgetika sind zum Beispiel Antidpressiva oder Antikonvulsiva. Aduvanzien sind Medikamente, die gegen Übelkeit oder Verstopfungen eingesetzt werden.

Schmerzen können jedoch nicht nur mit Medikamenten behandelt werden. Es gibt zahlreiche weitere Wege eine nicht-medikamentöse Therapie einzuschlagen.


Welches Schmerzmittel wird wann angewendet?
WHO-Stufenschema zur Schmerztherapie

 

Schmerztherapie ohne Medikamente

Für eine nicht-medikamentöse Schmerztherapie können zum Beispiel Physiotherapie, Ergotherapie, Massagen oder auch Wärmebehandlungen eingesetzt werden. Auch die Pflege der mentalen Gesundheit ist wichtig und kann bei physischen Schmerzen ebenfalls helfen. Hier kommen zum Beispiel 

Meditationen oder Achtsamkeitsübungen oder auch eine Psychotherapie zum Einsatz.

In der traditionellen chinesischen Heilmedizin TCM wird auch gerne Akupunktur zur Schmerztherapie eingesetzt. Nicht zu vergessen sind eine regelmäßige körperliche Aktivität sowie regelmässiger Fitness- oder Ausdauersport nicht nur für die körperliche Gesundheit, sondern auch für die mentale Gesundheit.

Wer unter chronischen Schmerzen leidet, sollte ein Schmerztagebuch führen. Dieses kann dann beim nächsten Arztbesuch mitgebracht werden. Das Schmerztagebuch kann deinen:r Ärzt:in bei der Auswahl der richtigen Therapie unterstützen, weil die Therapie genau auf dich angepasst werden kann.

 

Leidest du also unter Schmerzen, rede mit deinem:r behandelnden Ärzt:in. Du musst nicht mit Schmerzen leben und es gibt eine Menge Therapieansätze die eingesetzt werden können, um dir zu helfen. Achte auf dich und deinen Körper. Dein Körper ist dein Tempel und er trägt und begleitet dich tagtäglich. Dein Körper leistet Großes! Achte vor allem auch auf deine mentale Gesundheit und verringere Stress soweit du kannst.




Multiple Sklerose