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Das Uhthoff Phänomen und das Fatigue Syndrom bei Multipler Sklerose

Im Rahmen einer Multiplen Sklerose können sowohl das Uhthoff-Phänomen sowie das Fatigue Syndrom auftreten. Was sich dahinter verbirgt und die Begleiterscheinungen unterscheidet, erklärt dieser Beitrag.

Das Uhthoff-Phänomen

Studien zufolge sind etwa 80% der MS Patient:innen vom Uhthoff-Phänomen betroffen. Symptomatisch äußert sich das Uhthoff-Phänomen in vorübergehenden, kurzzeitigen neurologischen Symptomen wie zum Beispiel Sehstörungen, verschlechterter Motorik oder Kraftverlust. Diese Symptome werden beim Uhthoff-Phänomen mit einer Erhöhung der Körpertemperatur (z. B. durch heiße Außentemperaturen, heißes Bad/Dusche, Sauna, sportliche Anstrengung) in Verbindung gebracht.

Bei einer Multiplen Sklerose kommt es zu Nervenschädigungen durch die körpereigenen Zellen (Demyelinisierung). Dabei entstehen narbige Bereiche an den Nerven. Beim Uhthoff-Phänomen wird vermutlich genau an diesen Bereichen durch Hitze oder erhöhte Temperatur, die Nervenleitgeschwindigkeit heruntergesetzt, was zu einer reversiblen neurologischen Symptomverschlechterung führt. Man spricht in diesem Fall auch von einem Pseudoschub, da die Symptome durch physikalische Einflüsse ausgelöst werden und nicht durch entzündliche Aktivitäten im Körper.
Studien an peripheren Nerven zu Folge kann bereits eine Erhöhung der Körpertemperatur um 0,5 °C die Reizübertragung in demyelinisierten Nervenfasern verlangsamen oder blockieren. Mit fortschreitender Demyelinisierung steigt die Empfindlichkeit der Nervenfasern gegenüber Temperaturänderungen an.

Das Uhthoff-Phänomen tritt auch bei anderen Erkrankungen auf, bei denen es zu einer Demyelinisierung der Nerven kommt. Erkrankungen umfassen das Guillain-Barré-Syndrom, der akuten disseminierte Enzephalomyelitis (ADEM) oder auch die chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie.

Das Fatigue Syndrom

Das Fatigue Syndrom beschreibt einen anhaltenden Zustand der Erschöpfung, der auch durch Ruhephasen und Schlaf nicht nachlässt. Zu typische Symptomen zählen anhaltende Müdigkeit, reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit, Konzentrationsstörungen und ein nicht zu befriedigendes Schlafbedürfnis.

Studien zu Folge leiden bis zu 90% der MS-Patient:innen unter Fatigue. Aufgrund unspezifischer Symptome und fehlender Biomarker ist die Diagnose schwierig und erfordert das Ausschließen anderer Erkrankungen wie Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion und Anämie. Bisher ist ungeklärt, warum das Fatigue Syndrom auftritt. Man spricht von einem "multifaktoriellen (also von vielen Faktoren beeinflusst) Geschehen". Möglicherweise wird die Fatigue durch die Schädigung der Nervenzellen, aber auch durch andere Einflussfaktoren wie die Psyche, Ernährung ggf. auch die Einnahme von Medikamenten beeinflusst.

Auch das Fatigue Syndrom tritt nicht nur bei MS-Patient:innen auf. Fatigue kann auch bei Patient:innen auftreten, die unter anderen chronischen Erkrankungen leiden. So sind zum Beispiel bis zu 90% der Krebs-Patient:innen, die unter einer Chemo- oder Strahlentherapie stehen, betroffen. Auch bei rheumatologischen Erkrankungen, Long-Covid, Diabetes, kann Fatigue auftreten.

Uhthoff-Phänomen vs. Fatigue Syndrom

Das Uhthoff-Phänomen äußert sich in vorübergehenden, kurzzeitigen neurologischen Symptomen wie zum Beispiel Sehstörungen, verschlechterter Motorik oder Kraftverlust, die durch eine Erhöhung der Körpertemperatur ausgelöst wird.

Generell gilt es, heiße Duschen und Saunagänge, starke Hitze sowie direkte Sonneneinstrahlungen zu vermeiden, da diese die Körpertemperatur direkt beeinflussen. Luftige Sommerkleidung oder auch kühlende Kleidung wie Kühlwesten sind dabei sehr nützlich. Da ein hoher Flüssigkeitsverlust die Symptome noch verstärken kann, ist es wichtig, viel und ausreichend zu trinken. Hierbei können Eiswürfel, Eis und gekühlte Getränke besonders den Körper von innen kühlen.
Arme und Füße können zusätzlich in eine Schüssel mit kühlem Wasser gehalten werden, um sich schnell herunterzukühlen. Im Hochsommer können vor allem nachts kalte Waschlappen auf den Körper gelegt werden, damit der Körper leicht gekühlt wird.
Wer unter dem Uhthoff-Phänomen leidet, sollte sich also vor allem im Sommer gut vorbereiten. Denn Vorbereitung ist die halbe Miete; wenn absehbar ist, dass die nächsten Tage sehr heiß werden, dann bereitet euch entsprechend vor. Stellt Eiswürfel kalt, habt genügend kalte Getränke im Kühlschrank oder holt eure Gartendusche aus der Garage.

Das Fatigue Syndrom ist unspezifischer, auftretende Symptome breiter gefächert. Zu häufigen Symptomen zählen ein allgemeines Erschöpfungs- und Schwächegefühl, Konzentrationsstörungen, gestörter Schlaf, Motivationsverlust und Verlust von körperlicher Belastbarkeit. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft steht Fatigue zudem nicht in direktem Zusammenhang zu äußeren Einflüssen, wird jedoch durch das Verhalten wie körperliche Aktivitäten, Schlaf, Stress uvm. beeinflusst.

Auch in unserem YouTube-Video erklären wir die genauen Unterschiede zwischen diesen beiden Syndromen. Schaut doch mal rein.