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MS: Erkrankung der Tausend Gesichter

Hand hält MS Symbol hoch

Was ist Multiple Sklerose?

Mulitple ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, also des Gehirns und des Rückenmarks. Autoimmun bedeutet, dass s. g. Antikörper also Bestandteile des Abwehrsystems gegen den eigenen Körper gerichtet sind. Hierbei kommt es zur "Demyelinisierung" von Nerven. Stell dir vor, deine Nerven sind wie Stromkabel und Myelin ist die schwarze Isolierung. Das Myelin sorgt dafür, dass der Strom schnell weiter geleitet wird. Wenn das Myelin nun zerstört wird, werden die Signale deutlich langsamer weiter geleitet. Dadurch kommt es insbesondere zu neurologischen Symptomen.


Symptome bei Multipler Sklerose

Da sich die Symptome bei MS stark unterscheiden, wird MS auch die Erkrankung der Tausend Gesichter genannt. Die häufigsten Erstsymptome sind zum Beispiel die Entzündung des Sehnervs, was sich als Sehstörungen, Schmerzen bei der Augenbewegung bis hin zum kompletten (kurzzeitigen) Sehverlust äußern kann. Bei ca. 20 % Betroffenen führt die Sehnerventzündung zur Erstdiagnose der MS. Bei ca. 50 % der Betroffenen tritt eine Entzündung des Sehnervs im Laufe der Erkrankung auf. Weitere Erstsymptome können zum Beispiel Sensibilitätsstörungen wie Kribbeln oder Brennen oder aber auch das Erschöpfungssyndrom Fatigue sein. Man geht davon aus, dass bis zu 80 % der MS-Patienten:innen von körperlicher und kognitiver Erschöpfung betroffen sind. Hierbei können Übungen und Methoden aus dem Bereich der Achtsamkeit, wie z. B., Meditation die Fatigue reduzieren. Es lohnt sich frühzeitig mit solchen Thematiken auseinander zu setzen.

Im späteren Verlauf der MS können motorische Störungen wie Spastiken oder Bewegungsstörungen auftreten. Aber auch Kopfschmerzen, Muskelschmerzen oder neuropathische Schmerzen wie zum Beispiel "Ameisenlaufen" unter der Haut, kann durch die MS ausgelöst werden. Bei bis zu 80% der MS-Patienten:innen treten Blasenfunktionsstörungen oder Störungen der Sexualfunktionen auf.

 

Multiple Sklerose - Die Fakten

In unserem Schaubild, haben wir dir vier MS-Fakten aufgezählt:


MS Fakten
Die wichtigsten MS Fakten auf einen Blick

Die Ursachen und genauen Mechanismen der Multiplen Sklerose sind bisher noch unbekannt. Es gibt zwar Theorien, aber noch keine wissenschaftliche Gewissheit.

Beispielsweise sind mehr Menschen in gemäßigten Breiten betroffen. Deswegen wird vermutet, dass dies beispielsweise mit einem Vitamin-D Mangel zu tun haben könnte. Die Sonnenstrahlung regt den Körper zur Vitamin D Bildung an.

 

Die Diagnose der Multiplen Sklerose

Zu aller erst wird eine ausführliche Anamnese und ein Untersuchungsbefund vorgenommen. Dabei liegt der Fokus besonders auf spezifischen neurologischen Untersuchungen, wie. z. B. Testung der Sensibilitäten, Reflexen etc. Generell wird MS durch den Ausschluss anderer Erkrankungen diagnostiziert. Dies ist die sogenannte Ausschlussdiagnostik. Durch ein MRT, die Untersuchung des Nervenwassers und die Betrachtung der Blutergebnisse kann ausgeschlossen werden, ob andere Krankheiten wie zum Beispiel Borreliose, Vitamin B12 Mangel oder rheumatische Erkrankungen vorliegen. Die endgültige Diagnose der Multiplen Sklerose erfolgt anhand der s. g. McDonald Kriterien. Die Grundvoraussetzung dabei ist ein MRT mit Kontrastmittel. Im MRT sind Läsionen oder Herde im ZNS sichtbar. Dies sind Bereiche, die eine entzündliche Schädigung mittragen. Also Bereiche, in der eine Demyelinisierung stattgefunden hat.

Dabei unterscheidet man zwei Arten einer Dissemination, also einer Streuung der Läsionen. Die Diagnose der MS kann zum einen durch eine örtliche Streuung, also mehreren Läsionen im zentralen Nervensystem oder Herden diagnostiziert werden. Zum anderen aber auch durch eine zeitliche Streuung, in der ein Folge-MRT zu einem späteren Zeitpunkt erstellt und weitere Läsionen oder Herde im ZNS festgestellt werden.

 

Die Unterschiedlichen Verlaufsformen der MS

Bei der Multiplen Sklerose gibt es unterschiedliche Verlaufsformen. Häufig steht als Vorzeichen der MS das Klinisch isoliertes Syndrom (KIS). Das bedeutet, dass meist ein klassisches Frühsymptom wie die Entzündung des Sehnervs bei Patienten:innen auftritt, ohne dass die Diagnosekriterien einer MS erfüllt werden. In unserem Blog-Artikel zu den Verlaufsformen der MS kannst du mehr über die Unterschiede und weitere Arten erfahren.

 

Schubförmig Remittierende MS

Die häufigste Verlaufsform der MS ist die Schubförmig-Remittierende MS (RRMS). Diese tritt bei 85 % der MS-Erkrankten auf. Die Schübe bilden sich vollständig oder unvollständig mit Unterbrechungen zurück.

 

Sekundär Progrediente MS

Bei 50 % der Patienten*innen der RRMS gehen innerhalb von 10 Jahren in die Sekundär-progrediente MS (SPMS) über. Bei dieser Form der MS erfolgt eine fortschreitende Zunahme der Behinderung ohne Rückbildung.

 

Primär Progrediente MS

15% der Patienten*innen leiden unter der Primär-progrediente MS (PPMS). Diese beschreibt eine zunehmende Verschlechterung von Beginn der MS ohne Rückbildung der Schübe und geht nicht von einem vorherigen schubförmigen Verlauf aus. Es treten nur selten Phasen einer leichten Besserung ein.


MS ist nicht Heilbar, aber behandelbar -

Drei Therapien bei MS

Multiple Sklerose ist eine unheilbare Krankheit. Betroffene werden nie wieder ohne MS leben. Die Krankheit ist aber sehr wohl behandelbar. Die Therapie der MS ist sehr individuell und wird in folgende drei Therapie-Arten untergliedert:

 

Behandlung eines akuten Schubs:

Das Ziel dieser Therapie ist die Bekämpfung des akuten Schubs. Dabei wird den Patienten:innen hochdosiertes Kortikoid stationär gespritzt. Im normalen Sprachgebrauch wird von einer Kortison-Spritze gesprochen. Kortison wird jedoch vom Körper selbst hergestellt, Kortikoide werden synthetisch hergestellt.

 

Verlaufsmodifizierende Therapie:

Das Ziel der verlaufsmodifizierenden Therapie ist die Verringerung der Schubfrequenz und Krankheitsaktivität, sowie die Verzögerung des Krankheitsfortschritts. Hier kommen s. g. Immunmodulatoren und Immunsupressiva zum Einsatz. Das Immunsystem wird herunter gefahren, damit es dem eigenen Körper weniger schaden kann. Diese Vorgehensweise wird umgesetzt, da es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt.

 

Symptomatische Therapie der MS:

Das Ziel der symptomatischen Therapie ist die Bekämpfung des jeweiligen Symptoms. Hier können je nach Symptom Physio- und Ergotherapie, Logopädie, Psychotherapie, Hilfsmittelversorgung zum Einsatz kommen. Aber auch medikamentöse Therapien beispielsweise gegen Schmerzen, Spastiken oder Blasenstörungen werden angewendet.

 



Die Prognose - Nicht jede:r landet im Rollstuhl!

MS-Patienten:innen müssen häufig mit vielen Vorurteilen kämpfen. Denn viele Unwissende, denken, dass alle MS-Patienten:innen irgendwann im Rollstuhl landen werden und irgendwann kein normales Leben mehr möglich wäre. Dem ist aber ganz und gar nicht so.

Ganz grob haben in etwa ein drittel der Patienten:innen einen günstigen Verlauf, ein drittel leidet unter leichten Behinderungen, wo die Selbstständigkeit erhalten bleibt und ein Drittel haben oder entwickeln schwere Behinderungen. Durch die fortschreitende Forschung ergeben sich immer bessere Therapiemöglichkeiten, sodass die Zahlen der schweren Verläufe hoffentlich in naher Zukunft stark reduziert werden kann.

Alle Betroffenen haben jedoch einen sehr individuellen Verlauf, der schwer vorhersehbar ist. Die exakte Therapie ist von der Mitarbeit der Patienten:innen aber auch der Unterstützung durch den/die behandelnde:n Ärzt:in und des Umfelds der Patientenin abhängig. Aber sicher ist: Die MS begleitet die zumeist jungen Patienten:innen ihr Leben lang und stellt sie vor viele Herausforderungen! Aber eine berufliche Karriere, die Gründung einer Familie und ein autonomes und glückliches Leben ist definitiv möglich.

Multiple Sklerose