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Resilienz üben und resilient werden

Den Begriff Resilienz gibt es in vielen unterschiedlichen Bereichen. Es stammt aus dem Lateinischen von resilire, was "zurückspringen, abprallen", bedeutet.

  • In den Ingenieurwissenschaften bezeichnet es die Fähigkeit technischer Systeme, bei einem Teilausfall nicht vollständig auszufallen.
  • Im Ökosystem bezeichnet es die Fähigkeit eines Ökosystems, nach einer Störung zum Ausgangszustand zurückzukehren.
  • In der Soziologie bezeichnet es die Fähigkeit von Gesellschaften, externe Störungen zu verkraften.
  • In der Psychologie bezeichnet es die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen (Krisen) ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen, beziehungsweise sich davon (rasch) zu erholen.

Was ist Resilienz überhaupt?

"Resilienz ist etwas, wo man erst im Nachhinein erkennt, das man es hat." So heißt es in dem Harvard Business Review über das Thema "How Resilience Works" (dt: Wie Resilienz funktioniert).

Resilienz kommt zum Zug, wenn es darum geht, wieso resiliente Menschen mit schwierigen Situationen und persönlichen Krisen gut umgehen können, während andere Menschen mit der gleichen Situation sehr herausgefordert werden.

Laut dem Review liegt dies an 3 Kompetenzen, die "resiliente" Menschen aufweisen:

  1. Akzeptanz → Die Eigenschaft, harte Realitäten gelassen hinzunehmen (original: "to coolly accept the harsh realities facing them")
  2. Sinn finden → Die Eigenschaft, auch in schwierigen Zeiten Sinn im Leben zu finden (original: "to find meaning in terrible times")
  3. Flexibilität/Improvisation/Genügsamkeit → Die Eigenschaft, eine unglaubliche Improvisationsfähigkeit zu haben und sich mit dem zu begnügen, was da ist (original: "to have an uncanny ability to improvise, making do with whatever’s at hand")

Resilienz ist nichts, was man entweder hat oder nicht hat. Resilienz kann man lernen und damit seine (mentale) Gesundheit stärken.

Ein kleiner Vergleich dazu:

Metaphorisch könnte man sich das Bild eines Surfers vor Augen halten.

Die Welle ist die Herausforderung. Gerade am Anfang, wenn man Surfen lernt, fühlt man sich eher, als ob man ertrinkt. Man weiß vielleicht sogar gar nicht mehr, wo unten und oben ist, weil man so von der Kraft der Wellen herumgewirbelt wird.

Je mehr man übt, desto leichter wird es die Wellen zu lesen und sie zu surfen, anstatt überspült zu werden.

Und irgendwann fängt es sogar an, Spaß zu machen und man traut sich, kleine Tricks auszuprobieren. Man verliert die Angst davor, sich überwältigt zu fühlen und entwickelt mehr Vertrauen in sich.

7 Säulen der Resilienz nach dem Modell von Dr. Franziska Wiebel

Es gibt ein Modell mit "7 Säulen der Resilienz". Sie enthalten neben den 3 oben genannten Eigenschaften noch weitere Grundhaltungen und Praktiken, in denen "resiliente" Menschen geübt sind. Sie können auch dir helfen, deine Resilienz zu stärken und deinen Umgang mit Krisen zu verbessern.

Die Grundhaltungen umfassen:

Akzeptanz

Es geht hier einerseits um das Akzeptieren äußerer Umstände, die gerade nicht geändert werden können. Auf der anderen Seite geht es um Selbstakzeptanz. Sich selbst so zu akzeptieren, wie man jetzt gerade ist.

Bindung

Soziale Unterstützung ist ein Schutzfaktor für Krankheit. Als Menschen sind wir soziale Wesen und suchen nach Verbindung. Allein dadurch, dass wir, wenn wir früher nicht Teil einer Gemeinschaft waren, oft gestorben sind. Die Qualität der Beziehungen zu den Menschen, die dir nahe sind, ist ausschlaggebend dafür, wie gehalten, gesehen und unterstützt du dich fühlst.

Lösungsorientierung

Anstatt in dem Umfang des Problems zu versinken, hilft es viel mehr, sich die Möglichkeit anzuschauen, dass es eventuell eine einfache Lösung gibt. Erlaube dir einfach mal die Frage: Gibt es zu dem, was mich gerade belastet, eine einfache, leicht realisierbare Lösung?

Gesunder Optimismus

Gesunder Optimismus bedeutet nicht, dass du auf einmal alles toll finden sollst, sondern dass du deinen Fokus bewusst auf Dinge lenkst, die gut sind, dir guttun. Eine Möglichkeit wäre ein Dankbarkeitsritual, bei dem du dir hin und wieder mal bewusst wirst, wo du in deinem Leben neben deinen Herausforderungen doch reich beschenkt bist (zum Beispiel: fließendes Wasser, Strom, ein Dach über dem Kopf, (warmes) Essen, Zugang zu Ärzten und ärztlichen Leistungen,...)

Die Praktiken umfassen:

Selbstwahrnehmung

Durch Selbstwahrnehmung stärkst du ganz nebenbei auch noch die Beziehung zu dir selbst. Du lernst deinen Körper besser kennen, lernst Signale besser zu verstehen und auf Dauer wird es dir leichter fallen, Signale schon früh wahrzunehmen und gut deuten zu können.

Selbstreflexion

Damit ist gemeint, dass du dir Zeit nimmst, innezuhalten und zu spüren, was in dir vorgeht und im Laufe des Tages schon vorgegangen ist. "Wie geht es dir gerade?" "Wie fühlst du dich?" "Was brauchst du gerade?" Emotionen sind oft ein Hinweis darauf, dass ein Bedürfnis da ist. Wenn wir gestresst sind, haben wir das Bedürfnis, Pause zu machen. Schau mal, ob das auch für dich hilfreich sein könnte.

Selbstwirksamkeit

Das bedeutet so viel, wie Verantwortung für unser Handeln zu übernehmen. Zu wissen, dass unser Handeln Auswirkungen hat. Und zu wissen, dass wir das Ruder selbst in die Hand nehmen sollten. Also Dinge kultivieren, die uns in herausfordernden Zeiten an unsere Ressourcen erinnern.

Wie werde ich resilient?

Nur diesen Post zu lesen, macht leider noch nicht resilienter bei persönlichen Herausforderungen und Krisen. Aber es stößt eventuell einen Prozess an. Um deine alltägliche Resilienz zu stärken, braucht es Übung, am besten täglich. Suche dir dazu für einen Zeitraum eine der Säulen aus und übe sie.

Sei dabei geduldig mit dir. Resilienz kommt nicht über Nacht. Es ist eine tägliche Herausforderung und gleichzeitig auch eine tägliche Freude, wie du über die Dauer herausfinden wirst. Es wird nämlich leichter. Teile dich anderen darüber mit, was du gerade machst und entdeckt hast. Du wirst merken, dass es dir leichter fallen wird, dabei zu bleiben.

Bewahre deine Leichtigkeit in dem Prozess. Zwinge dir damit nichts auf. Es soll dein Leben nicht schwerer, sondern leichter machen.

Halte oft genug inne, um deinen Prozess zu reflektieren und zu sehen, welche Kompetenzen du schon verbessert hast. Vielleicht magst du dir sogar ein kleines Tagebuch anlegen, um deine Fortschritte festzuhalten. Des Weiteren hilft es auch, sich mit anderen Menschen auszutauschen, Kurse zu dem Thema zu besuchen und Bücher zu lesen. Je mehr dich das Thema Resilienz umgibt, desto mehr wirst du sie ganz mühelos in dein Leben einbauen. Allein die Entscheidung, dass du mehr Resilienz in dein Leben integrieren willst, wird dir mehr Resilienz in dein Leben bringen und sich positiv auf deine Gesundheit auswirken. Und erinnere dich daran:

Vergiss also nicht bei dem ganzen Prozess Spaß zu haben und auch die kleinsten Erfolge zu feiern! So wirst du Schritt für Schritt besser mit Krisen, Herausforderungen und Niederschlägen umgehen und deine Gesundheit langfristig stärken können.