Neben körperlicher Gesundheit ist auch mentale Gesundheit ein existenzieller Bestandteil unseres Wohlbefindens. Dauerhafter Stress oder wiederkehrende Gedankenschleifen können uns langfristig beeinträchtigen. Oft versuchen wir dann, uns abzulenken oder uns von den unangenehmen Gefühlen, die dabei aufkommen, „nicht unterkriegen zu lassen“.
Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (kurz ACT, gesprochen wie engl.: act!) verfolgt beim Umgang mit solchem Unwohlsein einen ganz anderen Ansatz. Gedanken und Gefühle, mögen sie noch so unangenehm sein, sind hierbei an sich nicht schädlich. Erst unsere Bewertung dahinter macht sie für uns problematisch. Daher geht es in der ACT viel darum, Gedanken und Gefühlen Raum zu geben und sie einfach da sein zu lassen, ohne ihnen durch negative Bewertungen zu viel Gewicht zu verleihen. Um die Frage zu beantworten, wie man einen gesunden Kopf mit der ACT-Therapie bekommen kann, müssen wir zuerst klären, was ACT bedeutet.
Also, was genau ist ACT?
Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) hat sich aus der Therapierichtung der kognitiven Verhaltenstherapie entwickelt und wurde in den letzten 20 Jahren von Steven Hayes ins Leben gerufen. Während es in der „klassischen“ kognitiven Verhaltenstherapie darum geht, negative Gedanken oder Ereignisse neu zu bewerten und umzuformulieren, geht es in der ACT (wie der Name schon sagt) um die Akzeptanz dieser unangenehmen inneren Erfahrungen und nicht um die Veränderung dieser kognitiven Inhalte. Dazu werden achtsamkeits- und akzeptanzbasierte Elemente in Form von kleinen Übungen und Metaphern zur Hilfe genommen. Dieser Teil deckt also die Akzeptanz in der ACT ab.
Was ist mit Commitment?
Hier sind die eigenen Werte das zentrale Element. Werte sind tiefverwurzelte, für uns wichtige Überzeugungen, Haltungen und Ideale, wie z.B. Loyalität oder Autonomie. Werte sind also das, was wir selbst für uns wollen und was uns persönlich wichtig ist. Damit geben sie uns eine gewisse Richtung und Orientierung im Leben. Ähnlich wie Ziele – da besteht aber ein ganz zentraler Unterschied (wie du im Video unten sehen kannst). Nach seinen Werten zu handeln, führt langfristig zu mehr Zufriedenheit und Lebensqualität. Warum? Weil es sich für uns gut anfühlt, im Einklang mit dem zu handeln, was uns wichtig ist. Und damit kommen wir zum Commitment-Teil der ganzen Sache – sobald Klarheit über die eigenen Werte herrscht, heißt es nämlich im wahrsten Sinne des Wortes: ACT!
Anhand konkreter Schritte wird herausgearbeitet, wie man kurz-, mittel- und langfristig nach seinen Werten handeln kann, ohne sich dabei von negativ bewerteten Gefühlen oder Gedanken abhalten zu lassen. Ein umsetzbares Resultat also.
Wie genau das geht - die sechs Kernprozesse der ACT
Die Methoden der ACT setzen dabei an sechs zentralen Prozessen an: 1. Aufmerksamkeit, 2. Akzeptanz, 3. Kognition, 4. Selbstkonzept, 5. Werte und 6. Handeln.
Das übergeordnete Ziel der ACT ist stets die sogenannte psychologische Flexibilität, die allgemein bedeutet, dass man in der Lage ist, im gegenwärtigen Augenblick präsent zu sein und dabei ganz im Sinne des Commitments nach seinen eigenen Werten handelt. Aber auch in den einzelnen Kernprozessen wird jeweils nach psychologischer Flexibilität gestrebt. Was das jeweils konkret bedeutet, verdeutlicht folgende Grafik:

Ich brauche aber eigentlich keine Therapie?
Klar, nicht für jeden ist eine Psychotherapie das Richtige. Aber die Methoden der ACT lassen sich wunderbar auch in Form von kleinen Denkanstößen oder Achtsamkeitsübungen in den Alltag integrieren, selbst wenn du nicht das Gefühl hast, dass du das „komplette Programm“ von vorne bis hinten brauchst. Die Wertearbeit zum Beispiel birgt wahrscheinlich für jede:n ein paar AHA-Momente (wie immer, wenn man sich mit dem eigenen Kopf beschäftigt 😉). Die ACT-Methoden eignen sich außerdem auch zur Prävention. Wenn du also generell Lust hast, dich ein bisschen einzuarbeiten, schau doch mal beim Youtube-Kanal von
Russ Harris, einem der bekanntesten Vertreter der ACT, vorbei.
Viele ACT-Materialien sind kostenlos für alle verfügbar - auch etwas, das dazu beiträgt, dass das Ganze in vielen unterschiedlichen Kontexten neben der klassischen Therapie verwendet wird. ACT ist also im Grunde viel mehr eine Haltung als nur eine reine Therapieform.
Falls wir dein Interesse geweckt haben, schau dir zur Vertiefung gerne die beiden hier verlinkten Videos an 😊
Beim Stöbern durch diesen Kanal wirst du viele weitere kleine ACT-Clips dieser Art finden.
Viel Spaß dabei!